Barrierefreies Wohnen: Vorteile und Umsetzungsmöglichkeiten
Wie ein Mensch wohnt, das hat wesentlichen Einfluss auf seine Lebensqualität. Entsprechend schwierig kann die Entscheidung sein, wie die eigenen vier Wände aussehen sollen. Hierzu trägt auch der Umstand bei, dass mittlerweile unterschiedlichste Wohnformen auf dem Immobilienmarkt angeboten werden. Um die richtige Wahl zu treffen, ist es sinnvoll, sich mit den Vorteilen der jeweiligen Bauweisen und Wohntypologien auseinanderzusetzen. Die barrierefreie Bauweise bietet dem Bewohner heute und in Zukunft mehrere Vorzüge. Sich damit tiefergehend zu beschäftigen, hilft bei der Beantwortung der Frage, ob das barrierefreie Bauen den eigenen Ansprüchen an das Wohnen entspricht.
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Sieben Gründe, die für eine barrierefreie Bauweise sprechen:
1. Langfristiger Wohnkomfort für alle Nutzer
Mit der Weiterentwicklung der Gesellschaft und dem technischen Fortschritt ändern sich die Nutzeranforderungen an den Komfort einer Wohnung. Der Begriff Wohnkomfort lässt sich weit fassen und kann den Schallschutz und das Raumklima ebenso betreffen, wie eine hochwertige Innenausstattung. Besonders viele Annehmlichkeiten bezüglich des Wohnens, die vor allem bei der Nutzung im Alltag spürbar sind, bietet die barrierefreie Bauweise.
Die schwellenlose Gestaltung und Zugänglichkeit der Wohnung, beispielsweise durch die Erreichbarkeit der Wohneinheit mit einem Aufzug, kommt nicht nur einem Rollstuhlfahrer zugute, sondern bedeutet auch für Menschen ohne körperliche Einschränkungen Wohnqualität. Weitere Ausstattungsmerkmale der barrierefreien Bauweise wie die Anordnung von Schaltern, Griffen und Stauräumen auf einer gut erreichbaren Höhe, sind ebenfalls ein Gewinn für alle Bewohner.
Heute ist es zudem möglich, sich durch eine intelligente Haustechnik im Alltag unterstützen zu lassen und hierdurch den Wohnkomfort zu erhöhen. Zahlreiche Prozesse im Haushalt, etwa das Regulieren der Heizungswärme oder das Öffnen und Schließen der Rollläden, lassen sich über Smart-Home-Komponenten automatisieren. Damit Menschen mit Behinderungen so lange wie möglich selbstständig in den eigenen vier Wänden leben können, werden solche Systeme mehr und mehr auch im barrierefreien Bauen eingesetzt.
2. Sicherheit und Vermeidung von Unfällen im Alltag
Dass viele Unfälle im Haushalt passieren, ist eine bekannte Tatsache. Meist ereignen sich diese aus Unaufmerksamkeit. Das Öffnen einer Tür, die Nutzung einer Treppe oder das Tasten nach dem Lichtschalter geschieht in der Regel unbewusst in einem antrainierten Bewegungsablauf. Ist an der Treppe beispielsweise kein Handlauf vorhanden, nach dem man eigentlich automatisch greift, kann dies zum Stolpern führen. Schwellen in der Wohnung unterbrechen ebenfalls die gewohnten Bewegungen und stellen somit eine große Gefahrenquelle dar. Im hohen Alter und mit eingeschränkter Beweglichkeit kann es ebenfalls zu Unfällen führen, wenn man sich zum Erreichen von Gegenständen, etwa dem Geschirr in einem Küchenschrank, ungewöhnlich strecken oder bücken muss.
Die barrierefreie Bauweise zielt mit ihren speziellen Anforderungen auf eine schwellenlose, nutzerfreundliche und sicherere Gestaltung der Wohnungsausstattung ab und trägt somit zur Vermeidung von Unfällen bei. Eine spezielle Sicherheitstechnik, beispielsweise zusätzliche Brandmelder, ein Hausnotruf und eine Herdabschaltautomatik, erhöhen ebenfalls die Sicherheit in einem barrierefreien Zuhause.
Zu den sicherheitsrelevanten Gestaltungsanforderungen der barrierefreien Bauweise zählen:
- Verzicht auf Türschwellen und Stufen
- Treppen mit speziellen Sicherheitsmerkmalen
- leichte Erreichbarkeit von Bedienelementen
- griffsichere Ausbildung von Griffen, Knäufen und Handläufen
- Unterstützung beim Gehen, Stehen und Aufrichten durch Stütz- und Haltegriffe
- Sicherheitstechnik wie Abschaltautomatik für Herd oder Hausnotruf
3. Flexible Nutzbarkeit der Wohnung
Die Bedürfnisse an die eigenen vier Wände ändern sich im Laufe des Lebens. Eine wichtige Gestaltungsanforderung der barrierefreien Bauweise ist daher die flexible Anpassbarkeit der Wohnung an die Anforderungen des Nutzers. In einem barrierefreien Bad etwa sieht die Norm zum barrierefreien Bauen vor, dass ein Bad zur barrierefreien Nutzung zwar nicht zwingend mit Stütz- und Haltegriffen ausgestattet sein muss, diese aber im Bedarfsfall einfach nachrüstbar sein müssen.
Wie wandlungsfähig eine barrierefreie Wohnung ist, das bestimmt auch der Grundriss. Grundsätzlich gibt es zwei Möglichkeiten, diesen flexibel zu gestalten. Offene Wohnungsgrundrisse, in denen mehrere Funktionen in einem großen Raum zusammengefasst werden, ermöglichen eine flexible Nutzung ohne Einschränkungen durch starre Wände. Alternativ kann es sinnvoll sein, die Wohnung in relativ gleich große Räume einzuteilen. Diese können dann in Abhängigkeit von den Lebensumständen unterschiedlich genutzt werden. Das Kinder- oder Arbeitszimmer wird im Alter beispielsweise zu einem geräumigen Zimmer für den pflegebedürftigen Partner.
Eine hohe Flexibilität erreicht man durch die Ausführung des Innenausbaus in Trockenbauweise, da sich hierdurch Wände vergleichsweise kostengünstig und ohne viel Bauschutt in kurzer Zeit errichten und auch wieder zurückbauen lassen. Eine Umstrukturierung der Wohnung ist bei dieser Bauart mit relativ wenig Aufwand und unabhängig von der Statik des Gebäudes möglich.
4. Zeitlos und nachhaltig bauen
Das nachhaltige Bauen rückt im Hinblick auf den Klimawandel und die weltweite Ressourcenverknappung immer mehr in den Vordergrund. Im Kern wird mit dieser Bauweise das Ziel verfolgt, Gebäude ressourcenschonend zu errichten und zu betreiben. Eine lange Nutzungsdauer hat dabei einen positiven Effekt auf den nachhaltigen Lebenszyklus eines Gebäudes.
Die barrierefreie Bauweise ist aus dieser Sicht ebenfalls nachhaltig, da die geforderte Anpassungsfähigkeit der Immobilie an die Bedürfnisse des Nutzers und die Orientierung an einer Gebrauchstauglichkeit für alle potenziellen Bewohner eine langfristige Nutzbarkeit sicherstellt. Dies hat auf lange Sicht auch finanzielle Vorteile, weil abzusehen ist, dass die Kosten für die Errichtung und den Abbruch von Wohnhäusern steigen werden. Je länger ein Gebäude steht und bewohnt wird, desto wirtschaftlich ist es in der Gesamtbilanz.
5. Erhalt der Selbstständigkeit und Mobilität
Die selbstbestimmte Lebensführung ist ein Menschenrecht, das in der UN-Behindertenrechtskonvention festgeschrieben ist. Im Alltag stoßen Menschen mit körperlichen oder geistigen Behinderungen auf zahlreiche Hindernisse, die sie einschränken. Die barrierefreie Bauweise soll diesem Umstand durch eine angepasste Gestaltung des öffentlichen Raumes aber auch des privaten Wohnbereichs entgegenwirken.
Eine schwellenlose Ausführung der Wohnung und eine nutzerfreundliche Ausstattung soll es den Betroffenen ermöglichen, möglichst lange auch bei eintretenden körperlichen Einschränkungen selbstständig und ohne fremde Hilfe zurechtzukommen. Dies hat auch Auswirkung auf die allgemeine gesundheitliche Verfassung des Einzelnen. Denn, je mehr eigenständige Bewegung und Mobilität ermöglicht werden, desto länger bleibt der Betroffene körperlich aktiv und geistig fit.
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5. Gewohntes Umfeld im Alter erhalten
Vor dem Moment im hohen Alter in der eigenen Wohnung nicht mehr selbstständig zurechtzukommen und in eine Pflegeeinrichtung umziehen zu müssen, fürchten sich viele Menschen. Neben dem Verlust der individuellen Freiheit kommt dem Betroffenen in dieser Situation auch das gewohnte Umfeld abhanden. Gerade im Alter ist bei vielen die Anpassungsfähigkeit und Orientierungsfähigkeit eingeschränkt. Dies macht den Neustart in einer neuen Umgebung umso schwieriger.
Auch soziale Kontakte gehen verloren, was in vielen Fällen zur Vereinsamung führt. Die soziale Isolation wirkt sich im schlimmsten Fall auch negativ auf die Psyche aus. Wer wenig Kontakte hat, der wird sich in der Konsequenz zudem auch weniger bewegen. Ein Rückgang der Mobilität kann die Folge sein. Die barrierefreie Bauweise zielt deshalb darauf ab, dass Menschen durch ein angepasstes Wohnumfeld und eine barrierefreie Wohnung möglichst lange an ihrem vertrauten Wohnort bleiben können.
6. Vorsorge für das Alter
Immer wieder ist vonseiten der Politik zu hören, dass die Altersrente in Zukunft nicht gerade üppig ausfallen wird. Entsprechend attraktiv ist es, mit einer eigenen Immobilie für das Alter vorzusorgen. Ist das Haus oder die Eigentumswohnung abbezahlt, spart man sich beim Renteneintritt nicht nur die Ausgaben für die Miete und hat somit mehr Geld für den Lebensunterhalt übrig. Eigenen Wohnraum zu besitzen, stellt auch immer eine finanzielle Sicherheit dar, weil man diesen im Bedarfsfall veräußern oder beleihen kann.
Welchen Wert eine Immobilie hat, das hängt nicht nur vom Zustand und Ausstattungsstandard ab. Die Nachfrage spielt eine wesentliche Rolle. Diese hängt zum einen mit der Lage des Objekts zusammen. Zum anderen aber auch mit einer bedarfsorientierten Bauweise. Wer eine barrierefreie Wohnung besitzt oder eine Bestandsimmobilie barrierefrei umbaut, der kann relativ sicher sein, dass die Nachfrage nach einer solchen Immobilie hoch ist und damit der Wert stabil bleibt oder je nach Lage weiter steigen wird.
7. Finanzielle Vorteile durch Förderungen
Barrierefreies Bauen zahlt sich nicht nur im Hinblick auf das selbstständige Wohnen im Alter aus. Bereist zum Zeitpunkt der Errichtung einer barrierefreien Immobilie können Bauherren finanziell von der barrierefreien Bauweise profitieren. Der Staat, die Bundesländer und viele Städte und Kommunen unterstützen die barrierefreie Bauweise, da sie sich, langfristig betrachtet, für die Gesellschaft auszahlt. Der Grund: Ein barrierefreies Zuhause ermöglicht es dem Bewohner auch bei körperlichen Einschränkungen, weitestgehend selbstständig zu bleiben. Dies wiederum senkt die Ausgaben im Pflegesektor.
Die öffentliche Hand fördert auf unterschiedlichem Weg. Zum einen bieten die Bundesländer, aber auch Städte und Gemeinde finanzielle Unterstützungen für Bauherrn an, die auf eine barrierefreie Bauweise setzen. Zum anderen fördert der Staat den altersgerechten Umbau von Wohnimmobilien über die Kreditanstalt für Wiederaufbau. Welche Förderung am jeweiligen Wohnort angeboten wird, darüber können sich Interessierte auf der Fördermitteldatenbank des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz informieren.
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