Die Bedeutung und Arten barrierefreier Umgebungen
Die bebaute Umwelt ist nach den menschlichen Bedürfnissen und Fähigkeiten gestaltet, das betrifft Körperkraft, Bewegungsradius und unsere Sinne. Körperlich beeinträchtigte Menschen haben andere, spezielle Anforderungen, um sich in der Umwelt frei und möglichst uneingeschränkt bewegen zu können. Das gilt ebenso für Menschen, die mit dem Kinderwagen oder viel Gepäck unterwegs sind.
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Diese Nutzer müssen bei der Errichtung von Bauwerken und baulichen Anlagen daher besonders berücksichtigt werden, um ihnen die uneingeschränkte Teilhabe am Leben zu ermöglichen. Wer allerdings körperlich und geistig fit ist und aktiv am Leben teilnimmt, für den ist es auf den ersten Blick nicht immer ersichtlich, mit welchen Problemen die Betroffenen im Alltag kämpfen.
Was ist eine Barriere?
Barrieren sind Hindernisse, die den Weg oder den Zugriff versperren, oder auch für Sicherheit sorgen. Dazu gehören Treppengeländer, Absturzsicherungen oder Sichtbarrieren zur Gefahrenabwehr.
Für gesunde Menschen kaum wahrnehmbar können Schwellen, Treppen und hohe Stufen für körperlich eingeschränkte Menschen zu unüberwindbaren Barrieren werden.
Was jeweils als Hindernis empfunden wird, das hängt von den individuellen Fähigkeiten, der körperlichen oder geistigen Verfassung des Einzelnen ab. Nur eine barrierefrei gestaltete Umwelt berücksichtigt die Bedürfnisse aller Menschen. Dieser Anspruch auf Gleichberechtigung ist sowohl in den UN-Menschenrechtekonventionen als auch im deutschen Grundgesetz verankert. Alles, was den Einzelnen von einer gleichberechtigten Teilhabe ausschließt, verstößt gegen diesen Grundsatz.
Während es in einigen Lebensbereichen wie den Umgangsformen der Menschen untereinander nicht ganz einfach ist, Barrieren genau zu definieren, gelingt dies bei der Gestaltung der gebauten Umwelt konkreter. Hier stehen Barrieren im Vordergrund, die bei der Durchführung von Handlungen und Aktionen im Alltag für den Betroffenen ein Hindernis darstellen. Barrieren können durch bauliche Gegebenheiten wie beispielsweise enge Durchgänge und Türen oder Wände und Stützen, die den Weg verstellen, bestehen. Auch Möbel und Ausstattungsobjekte, die Bewegungsräume verengen oder blockieren, können ein Hindernis sein. Weiterhin stellt es für den einzelnen Menschen eine Barriere dar, wenn er Dienstleistungen, Objekte und Gegenstände aufgrund ihrer Gestaltung nicht bedienen, erkennen oder nutzen kann.
Einteilung von räumlichen Barrieren
Nicht die Behinderung an sich ist es, die viele körperlich behinderte Menschen einschränkt, sondern die real existierenden Barrieren in ihrem Umfeld. Gerade räumliche Barrieren hindern Menschen daran, sich uneingeschränkt zu bewegen oder Handlungen auszuführen. Ob ein Bauelement zur Barriere wird, hängt von der körperlichen Verfassung desjenigen ab, der den Raum nutzen will.
Wer körperlich eingeschränkt ist, dafür aber gute sehen und hören kann, stellt besondere Anforderungen an den Bewegungsraum. Wer dagegen körperlich fit, aber seh- oder hörbehindert ist, benötigt spezielle Orientierungshilfen, um sich zurechtzufinden. Die höchsten Ansprüche an die gebaute Umwelt haben dabei Menschen, die vollständig blind, taub oder auf einen Rollstuhl angewiesen sind. Am besten erklären sich die unterschiedlichen Barrierearten also aus deren Sicht.
Folgende Arten von Barrieren werden unterschieden:
Vertikale Barrieren
Hierzu zählen alle Höhenunterschiede, die so groß sind, dass sie für einen Menschen, der im Rollstuhl sitzt, auf eine Gehhilfe angewiesen ist oder beispielsweise einen Kinderwagen schiebt, schwer oder gar nicht überwindbar Typische vertikale Barrieren sind hohe Stufen, Bordsteinkanten, Türschwellen und Duschwannenränder.
Horizontale Barrieren
Der Begriff horizontale Barrieren umfasst alle baulichen Gegebenheiten, die das Durchkommen erschweren oder unmöglich machen. Ein klassisches Beispiel sind Türrahmen, die zu schmal sind, um mit einem Rollstuhl oder einer Gehhilfe passiert zu werden. Im Zweifelsfall muss das Türblatt entfernt oder die Türöffnung als Ganzes verbreitert werden. Ebenso zu den vertikalen Barrieren gehören Bewegungsflächen, zum Beispiel in Fluren oder vor Waschtischen.
Einrichtungen
Aufgestellte Möbel und in den Raum hineinragende Ein- und Anbauten schränken den Bewegungsraum ein.
Ergonomische Barrieren
Durch nachlassende Muskelkraft und eine sich verschlechternde Feinmotorik sind besonders alte Menschen auf Haltegriffe angewiesen, um Bewegungen sicher auszuführen. Auch zusätzliche Sitzgelegenheiten, die das Einlegen von Ruhepausen auf langen, beschwerlichen Wegen ermöglichen, wie zum Beispiel Treppenpodeste, sind für sie oft notwendig. Zu den ergonomischen Barrieren zählen deshalb fehlende Handläufe, nicht vorhandene Haltegriffe in der Dusche und im WC-Bereich und fehlende Sitzgelegenheiten auf langen oder anstrengenden Strecken.
Anthropometrische Barrieren
Anthropometrie ist die Wissenschaft von den Maßverhältnissen am menschlichen Körper und deren Bestimmung. Anthropometrische Barrieren treten immer dann auf, wenn Bedienelemente und Objekte durch körperliche Beeinträchtigungen nicht erreichbar sind. Hierzu zählen Griffe, Schalter und Armaturen aber auch Schubladen und Schrankfächer. Auch eine hohe, massive Brüstung, über die eine im Rollstuhl sitzende Person nicht hinweg gucken kann, stellt für den Betroffenen eine solche Barriere dar.
Sensorische Barrieren
Ist der Hör-, Seh- oder Tastsinn beeinträchtigt, wird die Orientierung für den Betroffenen erschwert. Zu den sensorischen Barrieren zählen deshalb schlechtes Licht, eine kontrastarme Gestaltung, fehlende optische Hinweise für Hörgeschädigte und Schilder mit zu kleinen Buchstaben, die mit einem eingeschränkten Sehvermögen nicht lesbar sind.
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Barrieren als Unfallquellen
Die konsequente barrierefreie Gestaltung dient nicht nur einer selbstständigen und komfortablen Lebensweise, sie trägtauch zur Sicherheit bei. Denn gerade der Versuch eine Barriere trotz körperlicher Einschränkungen zu bewältigen oder zu überwinden, kann zu Unfällen und Stürzen führen. Klassische Beispiele sind das Ausrutschen in der Badewanne, ohne dass der Sturz durch einen Haltegriff abgefangen werden kann, oder das Stürzen von einer Trittleiter bei dem Versuch, ein höher gelegenes Schrankfach zu erreichen. Andere Gefahrenquellen sind alle Formen von Schwellen und Stufen, da sie zum Stolpern führen können, aber auch fehlende visuelle oder akustische Warnsignale gefährden die Sicherheit.
Besonders dramatisch sind Unfälle und Stürze, die passieren, ohne dass sofort durch eine weitere Person Hilfe geleistet oder gerufen werden kann. Gerade alte Menschen, die alleine in einer Wohnung leben, sind hiervon betroffen, denn im hohen Lebensalter häufen sich solche Vorfälle in den eigenen vier Wänden. Dies ist vor allem auf ein vermindertes Reaktionsvermögen, ein schlechtes Sehvermögen und andere körperliche Beeinträchtigungen zurückzuführen. Wichtige Gegenmaßnahmen, um das Unfallrisiko im eigenen Zuhause zu reduzieren, sind vor allem eine ausreichende Beleuchtung und Haltegriffe überall dort, wo kraftaufwendige Bewegungen ausgeführt werden. An erster Stelle steht allerdings die Beseitigung der vorhandenen Gefahrenquellen in der Wohnung des Betroffenen.
Zu den häufigsten Gefahrenquellen innerhalb der Wohnungen zählen:
- Stolperfallen, wie Türschwellen und Stufen oder Teppichkanten
- nicht oder schlecht erreichbare Schalter, Griffe und Stauräume
- Bodenbeläge, die bei Nässe oder mit dem falschen Schuhwerk zum Ausrutschen führen
- schlechte Licht- und Luftverhältnisse
- zugestellte Zimmer mit einer instabilen Möblierung
Diese häufigen Unfallquellen innerhalb des häuslichen Umfeldes müssen bei der Planung eines Neubaus mitberücksichtigt werden, im vorhandenen Wohnumfeld sind dies die Bereiche, die im ersten Schritt beseitigt werden sollten. Zusätzlich empfiehlt es sich, einen Hausnotruf zu installieren, damit im Falle eines Unfalls sofort Hilfe gerufen werden kann.
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